Häresien sind hochinteressant. Gerade für dramatische Geschichten jeder Art! Man mag im ersten Moment vielleicht glauben, dass es dabei nur um trockene Fragen „des richtigen Glaubens“ geht oder wie herum der Tee gerührt werden muss, damit dies im Sinne der göttlichen Macht wäre. Dem ist mitnichten so!
Häresie, das heißt Aufbegehren. Häresie, das ist das Entstehen einer neuen Gruppenidentität. Sie ist aber auch immer ein Wettstreit um die Macht. Darum, wer die Deutungshoheit hat. Darum, wer die Kirchenspenden einsackt, und natürlich auch darum, ob eine göttliche Katastrophe droht. Denn – das ist klar – es geht eben auch um Fragen des richtigen Glaubens.
Häresie kann aber ebenso gut Reformation genannt werden! Das Wort Häresie bedeutet eigentlich nur, dass etwas von der offiziellen Kirchenmeinung abweicht – und damit verdammenswert ist. Ob das schlecht oder gut ist, das bedarf ja gerade der Interpretation. Genau hier liegt der Hund begraben.
Als Anschauungsobjekt möchte ich ein Beispiel aufgreifen, das vielleicht nicht jedem bekannt ist: die Lollarden in England. Ihre Lehren waren der Funke, welcher später die Hussiten in Böhmen ins Rampenlicht brachte.
Lollarden, Waldenser, Katharer – eine lange Tradition
Jeder Deutsche hat schon einmal von Martin Luther gehört. Mit seinen Schriften und Predigten begann die Reformation in Deutschland Fuß zu fassen, was nach den blutigen Schlachten des Dreißigjährigen Krieges schließlich im Westfälischen Frieden endete, der die Koexistenz von katholischem und reformiertem Glauben im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation absicherte.
Luther war allerdings nicht der Erste, der gegen Verschwendungssucht, prunkvolle Kirchen und für eine Rückkehr zu einer gelebten Demut der Priesterschaft predigte. Bereits im späten 11. und im 12. Jh. gab es weitverbreitete „Häresien“, beispielsweise die Katharer. Deren Umsichgreifen sogar darin mündete, dass der französische König 1209 einen Kreuzzug gegen Südfrankreich führte, um die Häresie endlich auszutreiben, die dort auch im Adel Fuß gefasst hatte. Es sollte nicht der einzige Kreuzzug sein, der gegen Christen auf dem europäischen Festland geführt wurde.
Für die Hussiten in Böhmen waren später vor allem die Schriften des radikalen Denkers John Wyclif prägend, und er war es gewesen, der in England die Bewegung der Lollarden losgetreten hatte.
England erschlafft
England war bis zum späten 14. Jahrhundert etwas Besonderes, was Häresien anging. Die Kirche war hier straff organisiert und wurde von den jeweiligen Herrschern kontrolliert. Der Investiturstreit war hier kaum Thema gewesen und klar zugunsten der Adligen ausgegangen, die weiterhin entschieden, wer in ihren Kirchen Priester wurde. England hatte zudem den Kanal als schützenden Wassergraben. In den Häfen war es gar nicht so leicht, problematisches Gedankengut an Land zu bringen, denn die Verwaltung war die meiste Zeit über effizient und wirksam gewesen. Mönche und andere der Häresie Verdächtige wurden im Zweifel in Quarantäne gesteckt und so lange befragt, bis man sich von ihrer Rechtgläubigkeit überzeugt hatte.
Das führte allerdings auch zu einem Erschlaffen der Kirchenkultur. Es blieb alles, wie es war – und dann kamen die Laien. Immer mehr Leute konnten lesen und schreiben – und taten das auch. Die Probleme und Schwächen der Kirche waren altbekannt und über das ganze Mittelalter hindurch in vielen Teilen Europas immer wieder die gleichen.
Es gab zu viele Geistliche, von denen zu viele kaum Geld oder eine Kirche mit Zehnt (Pfründe) hatten. Diese boten viel Potenzial für Unzufriedenheit. Das Mönchstum wiederum hatte sich verfestigt und drehte sich nicht mehr um tief religiöses Leben, sondern war ein normaler Alltagsfaktor geworden. Die Kirche selbst wiederum war erstarrt durch strikte Hierarchien und verhärtete Strukturen, welche Reformationen äußerst schwierig machten.
Im Zuge des Hundertjährigen Krieges mit Frankreich erschlaffte dann plötzlich die Wirtschaft, und die Regierung erwies sich im späten 14. Jh. als wenig effektiv und schwach. In der Folge wurden neue Steuern erhoben. Das Volk schrie nach Enteignungen, die nicht kamen. Die Sondersteuern führten 1381 sogar zu einem Bauernaufstand.
John Wyclif
In diesem Klima der Armut und der Unzufriedenheit war es für Prediger, Reformatoren und politische Agitatoren ein Leichtes, das Ohr des Volkes zu gewinnen. Die Krone war durch die Senilität von Edward III. und die Unmündigkeit von Richard II. handlungsunfähig. Das Land wurde von internen Konflikten heimgesucht, die auch die Gegnerschaft zur Kirche beinhalteten.
Die Regierung konnte damit nicht umgehen. Eine Inquisition gab es in England nicht, denn es hatte zuvor ja nie organisierte Häresien gegeben. In diesem angespannten Klima konnte völlig unerwartet der Gelehrte John Wyclif zu Prominenz gelangen. Wyclif war ein Gelehrter aus Oxford. Seinen Platz an der Universität verlor er allerdings 1380 nach fast 20 Jahren. Er war, im Gegensatz zu vielen klassischen „Häretikern“, Denker und Gelehrter – nicht Prediger.
Unerwartete Verbündete
Er verbündete sich mit Politikern, welche gegen die Kirche angetreten waren, um die weltliche Macht zu stärken. Das zweiteilige Papsttum mit einem Kirchenvater in Rom und einem zweiten Pontifex in Avignon führte schlussendlich zum Großen Schisma 1378. Wyclifs verbündete Politiker hatten wenig Interesse daran, Gold nach Avignon oder Rom zu schicken, und nutzten die Gelegenheit, der Kirche Privilegien abzuringen und die weltlichen Machtstrukturen zu festigen. All das wiederum wurde mitgetragen von den theologischen Ausführungen Wyclifs, der argumentierte, dass die Kirche ihren göttlichen Anspruch auf Herrschaft und Macht verwirkt habe, da sie in göttliche Ungnade gefallen sei.
Wyclif wurde derweil immer radikaler in seinen Ideen. In seinen späteren Schriften erklärte er die Bibel zur einzigen Quelle von christlichen Leitsätzen. Damit stand er im Gegensatz zur Kirche, die Traditionen und Entscheidungen der Kirche mit der Bibel auf gleicher Höhe sah. Dem Papst sprach Wyclif in der Folge jedes Herrschaftsrecht ab. Nicht so allerdings den weltlichen Herrschern. Jeder tyrannische Priester konnte abgesetzt werden, ein weltlicher Herrscher jedoch nicht. Wyclif war hier durchaus paradox. Auf der einen Seite forderte er Enteignungen der Kirche und war regelrecht anarchistisch, auf der anderen Seite war er konservativ, was die gesellschaftliche Ordnung anging.
Die großen Stärken von Wyclif waren seine Klarheit und seine politischen Verknüpfungen. Er präsentierte „harte Fakten“, wo zu seiner Zeit große Verunsicherung herrschte, denn er bot mit dem sogenannten „Ultrarealismus“ eine philosophische Gegenidee an, die dem „Nominalismus“ der etablierten Theologen etwas Greifbares entgegensetzte. Diese beiden komplexen philosophischen Denkschulen der Scholastik hier zu erläutern, ginge allerdings zu weit.
Seine Ideen waren auf den Glauben fixiert und keine intellektuellen Denkübungen. Zudem entsprachen seine Anprangerungen der Missstände schlicht dem Zeitgeist, und er selbst war ein ausgesprochen frommer und tugendhafter Mann, was ihn auch regelmäßig vor Anfeindungen schützte.
Aus John Wyclifs Lehren entstand das sogenannte Lollardentum, das fast die Macht in England übernommen hätte, bevor es in den Untergrund getrieben wurde.
Die Lollarden streben nach oben
Nach den späten 1370er-Jahren verlor Wyclif den Halt bei den Gelehrten und seinen politischen Verbündeten, da ihm zunehmend der Ruf der Anarchie anhaftete. Die Mönche Englands versuchten Wyclif zu denunzieren, denn sie hatten die meisten Besitztümer, die sie verlieren konnten. Als dann die Bauern 1381 zwangsweise Enteignungen vornahmen, um die Sondersteuern auszugleichen, die man ihnen aufgebürdet hatte, war Wyclifs Gedankengut endgültig als anarchistisch und gefährlich gebrandmarkt. Der Papst zensierte seine Abhandlungen, und 1380 verlor er darum auch seinen Platz in Oxford.
Die Volkssprache übernimmt
Der Verlust an Verbündeten unter den Gelehrten und den Mächtigen wurde teilweise ausgeglichen durch neue Anhänger aus der Handwerkerschicht. Eine Predigerbewegung hatte sich entwickelt, welche die neuen Ideen an die breite Öffentlichkeit trug. Teilweise begann Wyclif selbst nun auch in Englisch statt Latein zu schreiben, da er fand, dass viele theologische Probleme nicht mit den Laien besprochen werden konnten, weil die Sprache dafür nicht existierte.
Man muss wissen: Die Spachbarriere des Lateins war selbstredend schon immer ein Machtinstrument gewesen. Eben eine Barriere. Das Gleiche haben wir heute immer noch mit Fachwörtern oder z.B. im Rechtswesen, das für Normalsterbliche oft nur „Legalese“ ist.
Die Übersetzung der Bibel ins Englische war der logische Schluss, denn wenn die Kirche nicht mehr die Garantie für das Heil bot, dann blieb nur noch die korrekte Interpretation der Heiligen Schrift als Schlüssel zur Erlösung. Schließlich sollte die Bibel das einzige Gesetz sein – und wie sollte man es anwenden, wenn man es nicht verstand?
Damit brach er auch noch mit einer zweiten Regel der alten Kirche: Der Zugang zur Bibel sollte strikt kontrolliert werden. Das war der Wille der Kirche. Die Heilige Schrift sollte physisch und sprachlich nicht für jeden greifbar sein. Der ausgebildete Geistliche war der Vermittler, er stand zwischen der Schrift und dem Gläubigen. Es hatte zuvor schon Übersetzungen der Bibel gegeben, aber diese waren vor allem für Adlige gedacht und nicht für die Allgemeinheit bestimmt.
Wyclif bewaffnete die Lollarden darum mit mehreren starken Leitsätzen. Die absolute Obrigkeit der Kirche war aufgehoben. Die Bibel konnte von ihnen selbst interpretiert werden und war darum eine ewige Quelle der Kritik. Zudem sprach er sich gegen die Hierarchie der Kirche aus und bevorzugte arme Prediger gegenüber den etablierten Kirchenleuten. All das war genug für eine ausgewachsene Reformationsbewegung.
Aus der Universität auf die Straße
Die Obrigkeit reagierte langsam, aber sie reagierte. William Courtenay, der Erzbischof von Canterbury, verdammte 1382 Wyclifs Schriften, und Oxford entfernte den Häretiker aus seinen Reihen. Damit wurde die Häresie zumindest von der Oberschicht ferngehalten. Da die Kirche aber über keinen wirksamen Unterdrückungsapparat verfügte, wurde erst einmal kaum jemand exkommuniziert, geschweige denn hingerichtet. Die Verfolgung der Lollarden blieb oberflächlich. Das Lollardentum brauchte zudem keine Märtyrer oder lautes Aufbegehren, denn der Samen der Reformation fiel auf fruchtbaren Boden, unter dem es schon lange gegärt hatte.
Mehrere Gelehrte nahmen sich der Ideen von Wyclif an und bereiteten sie für jedermann verständlich auf. Es benötigte ein ganzes Team von still und heimlich arbeitenden Akademikern, um die Bibel in die Volkssprache zu übersetzen, denn viele Wörter und Formulierungen existierten nicht. Andere verfassten Schriften, die als Lehrmaterial für die Prediger diente. Die Kirche zerstörte und zensierte die Schriften, aber der größtenteils anonym arbeitende Gelehrtenzirkel der Lollarden war sehr produktiv. Noch war zudem die Todesstrafe für Häresie nicht in England angekommen, wie sie anderswo durchaus praktiziert wurde. Man bedenke dabei auch, dass England mit der Magna Carta von 1215 ein relativ liberales Recht besaß.
Viele von ihnen wurden selbstredend exkommuniziert, nur war es auch dafür zu spät. Die meisten widerriefen irgendwann ihren falschen Glauben, aber nicht alle hielten an diesem Widerruf auch fest. Schon gar nicht beendete der Widerruf ihrer Denker die Häresiebewegung, die bereits in viele der großen Städte Englands getragen worden war – unter anderem mit Flugblättern und Aushängen. Der Erfolg hing auch daran, dass die Bischöfe der Kirche teilweise nur sehr geringen Kontakt zu ihren Schäfchen hatten.
Die Fußtruppen: arme Kleriker
Viele der Prediger, welche sich zum Lollardentum hingezogen fühlten, waren solche ohne eigene Pfründe, Kapläne (Hilfspriester) und andere aus dem niederen Klerus. Das Lollardentum predigte eine Abschaffung der Kirchenhierarchie, eine Umverteilung des Kirchenreichtums und eine Enteignung der großen Kirchenorganisationen – das wäre dem niederen Klerus natürlich zugutegekommen.
Viele dieser Geistlichen stammten aus der Handwerkerschicht und fühlten sich den normalen Leuten viel stärker zugehörig als dem Klerus. Viele von ihnen waren theologisch kaum geschult und konnten teilweise nicht einmal die Bibel lesen. Es ist also logisch, dass sie für „Häresie“ empfänglich waren. Zudem predigten viele bei den Leuten, die sie am besten kannten: Handwerker. So verbreitete sich das Lollardentum gerade bei den Handwerkern und mit diesen in den Städten.
Nach und nach übernahmen die Prediger die Deutungshoheit, und die philosophische Leistung der akademischen Vordenker trat in den Hintergrund. Prediger wie William Swinderby konnten ganze Städte in Aufruhr versetzen. Er verbreitete beispielsweise die populäre Meinung, dass es rechtens wäre, einem verschwenderischen Priester den Zehnten vorzuenthalten, oder dass jemanden, der Schulden hat, einzusperren, nicht rechtens wäre.
Die eigentlichen Lollarden: Handwerker
Auf viele Leute aus der Handwerkerschicht übte die Aufforderung, die Wahrheit selbst mithilfe der Bibel zu ergründen, eine große Anziehungskraft aus. Viele Handwerker erlebten in den Jahrzehnten nach der großen Pest eine Blütezeit, und eine große Zahl von ihnen lernte lesen und schreiben. Die meisten waren überzeugt, dass sie ihre Erfolge vor allem ihrer eigenen Fähigkeit verdankten – sich selbst dem Bibelstudium zu widmen, ergab also Sinn.
Oft lief es so, dass die Prediger jemanden für die Häresie gewannen und dieser sich dann einem Lesekreis von Gleichgesinnten anschloss, um gemeinsam die Bibel zu studieren. So konnte der Einzelne eine sehr persönliche Beziehung zum Heiligen Geist aufbauen – etwas, was die lateinische Predigt der Kirche nicht zu schaffen vermochte.
Natürlich gab es auch einige Adlige, welche mit dem Lollardentum sympathisierten. Einige folgten den Ideen Wyclifs, weil sie den Gedanken nicht schlecht fanden, Reichtum der Kirche zu ihren eigenen Gunsten umzuverteilen. Einen großen Umschwung des Adels von der katholischen Kirche zur Häresie, wie es beispielsweise in Böhmen geschah, gab es allerdings nicht.
Der Oldcastle-Aufstand
Die Lollarden waren dank Wyclifs Vorbild überzeugt, dass der Staat das Werkzeug war, mit dem die Kirche reformiert werden sollte. In den zwanzig Jahren nach der Verdammung der Schriften Wyclifs 1382 hatte man viele Versuche unternommen, die Obrigkeit auf seine Seite zu ziehen. Petitionen wurden geschrieben, Traktate verfasst und an Richter appelliert. 1410 gab es sogar einen Antrag im Parlament, die Kirche zu enteignen, der aber von der Krone keinerlei Unterstützung erhielt.
1414 kam es das erste Mal zu Gewalt. Sir John Oldcastle, ein Ritter und ehemaliger Offizier von König Heinrich V., wurde nach langer Zeit der offenen Predigt und Unterstützung für die Lollarden verhaftet. Er trotzte dabei offen dem Bischof, und als der König ihn für 40 Tage auf freien Fuß setzte, damit er seine Positionen noch einmal überdenke, begann er einen Aufstand zu organisieren. Was genau ihn dabei ritt, ist heute nicht mehr festzustellen, aber der Oldcastle-Aufstand war von Anfang an zum Scheitern verurteilt.
Oldcastle rief dazu auf, den König zu ermorden und die Staatsführung abzusetzen. Das brachte nun endlich echten Gegenwind, denn die Beamten und auch Leute aus der Bevölkerung sahen sich gezwungen, dagegen vorzugehen. Oldcastle und seine Mitverschwörer wurden verhaftet, bevor sie etwas Nennenswertes tun konnten. Die Rädelsführer wurden gehängt und verbrannt.
Viele der Leute, die angereist waren, wurden allerdings nur für eine kurze Weile eingesperrt und dann freigelassen. Nicht wenige waren nämlich Glücksritter und Opportunisten, die sich dem Aufstand angeschlossen hatten, um sich die eigenen Taschen zu füllen oder sich ihre Rittersporen zu verdienen, falls der Aufstand doch Erfolg hätte. Ein großer Anteil der Aufständischen bestand darum nicht einmal aus Lollarden.
Verfolgung und Untergrund
Mit diesem Aufstand war für viele Leute der Beweis erbracht, dass Häresie und Anarchie eben doch einen klaren Zusammenhang hatten. Das Lollardentum verschwand in den Untergrund. In der Folge gab es eine breite Unterstützung für die Verfolgung der Häretiker. Die Bevölkerung gab den Obrigkeiten Tipps und Hinweise, die zu Verhaftungen und Abschwörungen führten.
Diese Welle der Empörung hielt allerdings nicht lange an. Die Bevölkerung verlor das Interesse, und nach und nach hörte auch der Staat auf, sich für die Lollarden zu interessieren. Die Kirche jedoch verfolgte weiterhin das Lollardentum. 1431 kam es noch ein letztes Mal zu so etwas wie ernst zu nehmender Gewalt, als ein vorbestrafter Gerichtsdiener und ein ehemaliger Falschmünzer einen Aufstand anzettelten und einen erfolglosen Anschlag auf die Kathedrale von Salisbury durchführten.
Das Lollardentum verschwand in den Untergrund, und die Strafverfolgung nahm ab. Fast nirgendwo kam es zu Hinrichtungen. Erst kurz vor 1500 nahmen diese wieder deutlich zu. Das Lollardentum überlebte vor allem, weil die Bischöfe kein anhaltendes Interesse daran hatten, ihre Zeit damit zu verschwenden, Häretiker zu jagen, und eine Inquisition gab es ja nicht. Später verschmolz das Lollardentum dann irgendwann schlicht mit dem Protestantismus, der in England Fuß fasste.
„Geschichtskrümel“ ist eine wöchentlich erscheinende Serie aus Kurzartikeln. Sie soll Spielern und Spielleitern als Anregung dienen und Inspiration fürs Rollenspiel bieten. Die Geschichtskrümel drehen sich um historische Ereignisse oder Themen, über die ich in meinem Alltag stolpere. Sie sind manchmal lehrreich, manchmal skurril und manchmal einfach nur lustig.
Quellen:
- Lambert, Malcolm. Häresie im Mittelalter. Von den Katharern bis zu den Hussiten. Übersetzt von Raul Niemann. Darmstadt, 2001 (1992).
- „Lollarden“, Lexikon des Mittelalters (online), Bd. 5, Spalten 2093–2093.
- „Ablass (Mittelalter)“, Historisches Lexikon Bayerns (online)
- Foto Kirchenfester: Randy OHC / CC BY