Den Westfranken (heutiges Frankreich) war wenig Glück beschert im Kampf gegen die anhaltende Wikingerplage. Nachdem Alfred der Große die Wikinger auf den britischen Inseln in Bedrängnis gebracht hatte, flohen viele von ihnen über das Meer in die Bretagne. Sie wurden sehr schnell zu einer Heimsuchung für die Franken. Das Ableben von Karl dem Kahlen († 877) und der unerwartet frühe Tod seines Sohnes Ludwig des Stammlers († 879) hatten die Instabilität im Reich befördert, sodass es sich unter der Herrschaft von Karlmann II. und Ludwig dem III. aufteilte.
Ludwig III. war ein kompetenter Anführer, und ihm waren auch militärische Erfolge gegen die Wikinger beschert. Leider verstarb er unerwartet 882, als er von einem Pferd stürzte. Voller Elan hatte er sich auf sein Ross geschwungen, um mit amouröser Intention eine Dame zu verfolgen. Leider stieß er beim Aufsteigen mit dem Kopf gegen einen Türsturz und erlag seinem Schädeltrauma. Da Ludwigs Sohn ebenfalls Schwierigkeiten mit der Gravitation gehabt hatte – er starb durch einen Sturz von einem Balkon –, hätte Karlmann die Gelegenheit nutzen können, um das westfränkische Reich zu vereinen.
Obwohl von den anhaltenden Plünderungen geschwächt, hätte Karlmann das so geeinte Königreich gegen die Wikinger führen können. Leider verstarb er ebenfalls keine 2 Jahre später nach einem Jagdunfall. Einer seiner Getreuen hatte ihn bei gemeinsamem Jagen versehentlich verwundet. Es dauerte noch Jahrzehnte, bis die Wikingerplage im Frankenreich mit der Gründung des normannischen Herzogtums unter dem Wikingerfürsten Rollo eingedämmt wurde.
„Geschichtskrümel“ ist eine wöchentlich erscheinende Serie aus Kurzartikeln. Die Geschichtskrümel drehen sich um historische Ereignisse oder Themen, über die ich in meinem Alltag stolpere. Sie sind manchmal lehrreich, manchmal skurril und manchmal einfach nur lustig.
Quelle: Parker, Philip: The Northmen’s Fury. A History of the Viking World. Vintage Books: London, 2015. S. 44–46.